Die Romance Alliance wünscht euch Happy Halloween

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Halloween! Ein Tag, an dem Geister, Monster und andere unheimliche Gestalten ihr Unwesen treiben dürfen. Der Name Halloween steht bei uns für Spannung, Grusel und, ja, auch für Süßigkeiten. Doch der Brauch von „Süßes oder Saures“ war kein Teil des Festes, das im katholischen Irland weit verbreitet war und von heidnischen und keltischen Traditionen beeinflusst war. Ursprünglich handelte es sich um ein Totenfest, das schon seit dem 8. Jahrhundert nachgewiesen ist.

Darum wollen wir Autorinnen von der Romance Alliance euch heute einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen oder euch zumindest ein wenig zum Gruseln bringen. Viel Spaß mit passenden Textausschnitten aus unseren Büchern!

 

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Mordsmäßig unverblümt: Louisa Manus erster Fall“ von Saskia Louis

Das Zittern wurde schlimmer und hektisch sah ich mich im Zimmer nach einer möglichen Waffe um – aber da gab es nichts. Das Einzige, was irgendwie ansatzweise Schmerzen zufügen konnte, war eine halb mit Wasser gefüllte Plastikflasche. Und die würde wohl niemanden niederstrecken. Meine Augen huschten durch den Raum, verzweifelt auf der Suche nach etwas Hartem oder Spitzem – irgendetwas, das mehr Schaden als ein Kissen anrichtete, aber leichter als meine massive Nachttischlampe war. Ich wollte gerade meine Beine aus dem Bett schwingen, als ich hörte, wie eine Tür knarrte.

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„Fundsachen“ von Dolorey Mey

Lena presste die Lippen aufeinander und schluckte. Ihre Augen wurden feucht. Wie immer kamen die Trauerattacken von einer Sekunde auf die andere. Sie versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Obwohl der plötzliche Unfalltod ihrer Mutter nun dreizehn Monate zurücklag, überfielen sie noch immer Wehmut und Jammer wie aus dem Nichts. Es verging kein einziger Tag, an dem sie sie nicht vermisste. Der Anblick der atemberaubend schönen Berge im Abendlicht machte den Moment der Trauer noch intensiver …

So in Gedanken versunken bemerkte Lena den im Graben liegenden Mann erst, als sie fast an ihm vorbeigefahren war. Auf der abschüssigen Straßenseite, die nach Süden gerichtet war, standen Bäume und Büsche in unterschiedlichen Höhen und verbargen dahinter eine Obstplantage. Auf der anderen ragte ein Abhang, nur durch eine breite Furche mit Grünstreifen von der Fahrbahn getrennt in die Höhe. Die Straße zog sich an der Stelle in einem sanften Bogen bergab, als sie ihn aus den Augenwinkeln im Gebüsch wegen seines weißen T-Shirts bemerkte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kauerte er zusammengesunken neben einer Reisetasche und hielt sich den Arm.

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„Das Phönix-Amulett“ von Jessie Weber

Kurzgeschichte, Anthologie „The P-Files – Die Phönix-Akten“, Talawah Verlag

»Hier, genau hier, wo jetzt diese Häuser stehen«, das Mädchen beschrieb mit der Hand einen Halbkreis und senkte die Stimme, »da stand die Irrenanstalt!« Sie zischte das letzte Wort, und erschrockene Schreie ertönten.

»Erzähl doch keine Märchen.« Charleen kicherte, doch es klang nervös in Lucys Ohren.

»Das sind keine Märchen.« Runa riss die Augen auf und starrte ihre Gäste der Reihe nach an, zuerst Charleen, dann Nele und schließlich Lucy. Die überlief ein Schauder. Sie wandte den Blick von den flackernden Augen der Freundin ab und sah aus dem Fenster.

Der Mond stand riesig und voll am Himmel, ein Herbststurm brachte den nahen Wald zum Tosen, die Äste seiner Bäume bewegten sich wie wild gestikulierende Arme. Die Flamme der Kerze, die zwischen ihnen auf dem Boden von Runas winzigem Dachzimmer stand, stieß einen Rußfaden in die stickige Luft.

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„Ein ganzes Leben Sommer“ von Bettina Kiraly

Ich ging mit langsamen Schritten durch den Gang meines Hauses auf den Ausgang zu. Doch der Gang schien nicht enden zu wollen. Plötzlich waren da neue Türen, Wände, die mich zu Umwegen zwangen.

Gerade erreichte ich wieder eine Wand, die dort nichts zu suchen hatte. Dafür befand sich links von mir eine Tür. Ich öffnete sie und trat ein.

Der Raum war dunkel. Lediglich eine Lampe in einer Ecke ließ den Boden in einem roten Licht glimmen. Keine Möbel verstellten mir den Weg. Das bedeutete, ich konnte das Zimmer rasch durchqueren. Doch ich hatte auch keine Möglichkeit, mich zu verstecken.

Von draußen drang ein kratzendes Geräusch zu mir.

Krrrrchhhh!

Es klang, als würde ein schwerer Gegenstand über das Parkett gezogen.

Ich durchquerte schnell den Raum und langte durch eine andere Tür zurück auf den Gang. Ich stand auf der anderen Seite der Mauer und sollte dem Ausgang näher gekommen sein. Keine Zeit mehr zu verlieren. Ich eilte weiter.

Krrrrchhhh!

Neuerlich das Geräusch.

Nun kam es aus dem Zimmer schräg vor mir. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Die Dunkelheit durfte mich nicht erwischen!

An der Tür zu dem Raum, in dem das Kratzen ertönt war, schlich ich vorbei. Dann lief ich Richtung Eingangstür. Doch der Gang wurde immer länger. Die Tür glitt von mir weg, wurde immer kleiner.

Krrrrchhhh!

Es kam von hinter mir! Ich drehte mich um, konnte jedoch nicht entdeckten, von wem es stammte.

Krrrrchhhh!

Diesmal näher. Ich stolperte vorwärts, lief den Gang entlang. Waren da Schritte hinter mir? Ich rannte schneller. Mein Nacken kribbelte.

Krrrrchhhh!

Keuchend eilte ich weiter. Gleich hätte ich die Tür erreicht. Ich streckte die Hand aus, glaubte, den Griff bereits an meinen Fingerspitzen spüren zu können. Nur noch niederdrücken und dann rauslaufen. Dann wäre ich endlich wieder frei.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und hielt mich fest. „Hab ich dich, Schätzchen. Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen?“ Die Dunkelheit schien sich als Person, als grimmig dreinblickender Mann manifestiert zu haben.

„Lass mich frei“, bat ich, rüttelte an der Türschnalle.

Die Stimme flüsterte direkt in mein Ohr. „Niemals.“

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„Die Braut des blauen Raben“ von Mariella Heyd

Sie gingen auf den Marktplatz zu. Winzige Schneeflocken fielen vom Himmel und legten sich wie ein zarter Film über das Dorf. Die Reetdächer glitzerten vom Raureif. Die sonst matschigen Spurrillen von den Kutschen und Karren waren gefroren, was Manteia das Gehen noch schwerer machte. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und klammerte sich dabei an ihrem Gehstock und an Lobnas Pelz fest.

Die Dorfbewohner erwarteten sie bereits. Jung und Alt standen in der Mitte des Dorfes mit lodernden Fackeln versammelt. Geduldig warteten sie, bis Manteia bei ihnen ankam. Auch Lobnas Schwestern Zocha und Bozena waren darunter und standen in der ersten Reihe. Wie die anderen hatten sie sich Ruß ins Gesicht geschmiert und hielten ihre Fackeln kampflustig in die Luft. Der Wind trug ein paar Funken und Rauchschwaden in die Nacht hinaus.

„Du bist noch gar nicht rabenschwarz“, stellte Zocha fest. Sofort zückte sie ein Stück Kohle und beschmutzte Lobnas Gesicht. „Jetzt siehst du aus wie ein echter Rabe.“

Manteia ließ sich in einen schweren Umhang mit schwarzen Federn hüllen. Für die kleine Frau war er eigentlich viel zu schwer. Dennoch trug sie ihn mit Stolz und ließ sich von einem Mann auf die kleine Bühne heben, die eigens für das Fest errichtet worden war. Es war nicht viel mehr als eine große Holzkiste, damit jeder Manteia sehen konnte.

Die Menge wurde ruhiger, und erst, als auch das leiseste Gemurmel verstummt war, begann sie zu sprechen.

„Wir haben uns heute hier versammelt, um die Räbin Waleska und ihre gefiederten Heerscharen zu vertreiben. Mit Federn geschmückt und mit Ruß einem Raben gleich wollen wir alle gemeinsam krähen, um sie auf ewig von unserem Dorf fernzuhalten. Mit der Räbin Fluch kamen die Albträume, aber seit wir Monat für Monat zusammenkommen und unsere Stärke zeigen, schlafen die Kinder und Bürger dieses Dorfes wieder ihren gerechten Schlaf. Lasst uns gemeinsam den schwarzen Vogeltieren Angst einjagen!“

Ihre Aufforderung wurde mit Jubelrufen, Grölen und Pfiffen gefeiert.

„Reicht mir einen Raben!“

Der Bauer, der ihr auf die Bühne geholfen hatte, stellte einen Holzkäfig auf den Bretterboden. Darin flatterte aufgebracht ein schwarzer Vogel. Als der Mann den Käfig öffnete, wollte der Rabe fliehen, aber ein Strick um seinen Fuß hielt ihn zurück.

Manteia packte den Raben und klemmte ihn sich unter den Arm. Aus ihrer Kittelschürze zog sie ein gekrümmtes Messer. „Den Göttern opfern wir einen dieser Vögel. Auf dass sie uns wohlgesonnen sind!“ Mit einem Ratsch! schnitt sie dem Vogel die Kehle durch.

Federn stoben durch die Luft und warmes Blut spritzte in regelmäßigen Abständen aus der klaffenden Wunde.

Manteia begann leise zu summen, während ihr Blut über die Finger rann. Obwohl sie aufgrund ihres Alters eine raue, brüchige Stimme hatte, zog sie mit der Melodie jeden in ihren Bann.

Die Dorfbewohner, schlossen ihre Augen, wippten von links nach rechts und fielen wie in Trance in den monotonen Gesang ein. In einer einzigen großen Welle schwappten sie immer wieder zur einen, dann zu anderen Seite. Der Chor wurde immer lauter, bis ein jeder zu krähen begann.

„Lasst uns den Albträumen den Kampf ansagen!“, rief Manteia.

Gemeinsam zogen sie mit erhobenen Fackeln los und schritten durch alle Straßen und Gassen des kleinen Ortes.

Manteia führte den Fackelzug an und umfasste mit beiden Händen einen Spieß, an dessen Ende der tote Rabe mit baumelndem Kopf festgebunden war. Noch immer triefte Blut aus dem Schnitt, das in den Schnee tropfte. Laut krächzend verscheuchten die Bewohner alle Raben und Krähen, die sich für die Nacht auf Ästen und Dächern niedergelassen hatten.

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Die Tränen des Bären“ von Natascha Kribbeler

Ich vermochte den Tod schon zu spüren, wie er an Tanitas Schlafstatt trat.

»Hau ab!«, fuhr ich ihn an. »Verschwinde! Du bist viel zu früh da! Wir hatten noch gar keine Zeit miteinander! Und wir werden auch keine mehr haben, denn ich werde sie freigeben. Geh weg, geh woandershin!«

Ich fühlte, wie der Tod zögerte. Doch dann trat er entschlossen einen Schritt weiter auf Tanita zu. Sie begann wieder zu husten, schlimmer noch als zuvor. So quälend, dass sie schließlich hilflos und schweißgebadet nach Luft rang.

Eine verzweifelte Idee formte sich in meinem gemarterten Hirn.

Ich würde sie wandeln! Dann konnte der Tod ihr nichts mehr anhaben! Warum war ich nicht schon viel früher daraufgekommen?

Der Tod sah mich erschrocken an. Dann tat er entschlossen einen großen Schritt auf Tanita zu und streckte seine knochige Hand nach ihr aus …

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„Das Geheimnis von Kestrel Hall von Dorothea Stiller

Die Melodie war deutlich zu erkennen, obwohl die Stimme entfernt und leise klang. Allerdings konnte Marguerite nicht genau sagen, aus welcher Richtung sie kam. Mit klopfendem Herzen schob sie sich langsam durch den Flur, immer einen Fuß vor den anderen setzend. Ihr war, als würde das Geräusch lauter, je näher sie dem Treppenhaus kam. Marguerite schluckte gegen die Trockenheit in ihrem Mund und die Enge in ihrer Kehle an. Ganz ruhig. Du weißt, dass es keine Geister gibt. Es muss eine natürliche Erklärung für die Geräusche geben, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Endlich hatte sie den obersten Treppenabsatz erreicht. Die Stimme erschien ihr nun deutlich lauter. Sie hob die Lampe und spähte ins Treppenhaus. 

»Hallo? Ist dort jemand? Kommen Sie hervor und zeigen Sie sich! Sie können mir keine Angst machen.« Das Zittern ihrer Stimme strafte ihre Worte Lügen. 

Angespannt lauschte sie. Das Summen hatte aufgehört. Dafür ertönte nun ein Knarren, das vom Treppenabsatz unter ihr zu kommen schien. Sie hob die Lampe, doch der Schein erreichte kaum die unteren Stufen. 

»Noch einmal! Kommen Sie raus!« 

Marguerite fuhr zusammen, als ein markerschütterndes Kreischen ertönte, auf dem unteren Treppenabsatz kurz eine schemenhafte, weiße Gestalt sichtbar wurde und kurz darauf wieder verschwand. Beinahe hätte sie die Lampe fallen lassen, während ein Schrei in ihren Ohren gellte. Sie brauchte einen Augenblick, um sich bewusst zu werden, dass es ihr eigener war. Sie wollte davonlaufen, doch ihre Beine fühlten sich an, als hätten sie Wurzeln geschlagen, und für eine Weile war sie unfähig sich zu rühren. Zitternd und von krampfartigem Schluchzen geschüttelt, stand sie da und musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen. 

Sie hätte nicht sagen können, wie lange sie so dort gestanden hatte, als sie hinter sich Schritte hörte, die den Korridor entlang auf sie zugeeilt kamen. 

»Mylady! Ist etwas geschehen?« 

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Ein Fall von Liebe“ von Katherine Collins

Endlich ließ die Wand aus Wasser nach und ich bekam frische, wenn auch feuchte Luft in die Lungen. Gierig konzentrierte ich mich nur darauf zu atmen. Ein, aus, ein … 

Das reine Glück schoss durch meinen Körper. Mir war danach zu lachen. Allerdings wurde der Laut augenblicklich abgewürgt. Eine Hand presste sich auf meinen Mund. Erneut fehlte mir der Atem und ich begann sofort mich zu wehren. Das Ergebnis war nicht, was ich im Sinn hatte, denn anstatt die Pranke loszuwerden, die mir Mund und Nase zudrückte, legte sich auch noch ein Stahlband um meine Mitte, das beide Arme an meinen Körper presste und mich bewegungslos zurückließ. Da ich an eine harte Mauer in meinem Rücken gepresst, und heißer Atem über meine Wange krabbelte, während unverständliche Worte gemurmelt wurden, korrigierte ich gedanklich das Stahlband mit Arm, auch wenn es sich nicht anfühlte, als wäre etwas Menschliches um mich herum.

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Träumen verboten“ von Nadin Hardwiger

Wir schlendern an den krautigen Pflanzen vorbei und durch den Arzneimittelgarten. 

„Unglaublich, wie nah Nutzen und Schaden bei Pflanzen oft beieinander liegen.“ Ich weise auf eine Herbstzeitlose vor uns. „Diese hier zum Beispiel hilft bei Gicht, doch in anderer Dosis bekommt sie einem nicht so gut.“ 

„Wenn ich all die Schönheit hier sehe und dann daran denke, wie giftig dieser Schein sein kann, bin ich doch sehr froh, dass du einen Rosenladen führst.“ 

„Täusch dich mal nicht. Es gibt auch giftige Rosen.“ 

Philip sieht mich mit großen Augen an. „Echt? Das habe ich noch gar nicht mitbekommen.“ 

Ich drehe mich zu ihm und grinse ihn an. „Im Märchen.“ 

Er braucht einen Moment, um meinen Scherz zu verarbeiten, bis er mit mir mitlächelt. Sein Blick dringt dabei bis tief in meine Seele, der Park um uns herum verschwindet und ich greife mit meiner freien Hand nach seiner. Seine Lippen auf meinen zu spüren, ist das Einzige was ich mir gerade wünsche. Und so beschenke ich mich selbst, indem ich mein Gesicht dem seinem entgegenneige, die Augen schließe und ihn küsse.

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Happy Halloween von der Romance Alliance!

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